Die Gründung

Vorwort

Was bewegt bzw. veranlaßte unser „Altvorderen“ einen Schützenverein zu gründen und warum gerade vor 150 Jahren ? Die Leher Chronik berichtet zwar darüber, daß bereits seit Mitte der Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts regelmäßiges Schießen im Speckenbütteler Holze abgehalten wurden; doch kam es erst später zur Vereinsgründung. Warum? Um diese Fragen beantworten zu können, ist des notwendig, einen geschichtlichen Rückblick zu machen. Nur so begreifen wir heute die Hintergründe. Und während dieser Rückblende werden wir feststellen, daß zusammen mit unserer Vereins-gründung ein weiteres Jubiläum zu feiern ist. – nämlich die deutsche Revolution von 1848/49 Damals, vor 150 Jahren, standen sie als Staatsfeinde auf den Fahndungslisten: Gustav von Struve, Gottfried Kinkel, Friedrich Hecker, Carl Schurz oder Ferdinand Freiligrath. Unsere Politiker würdigen diese Männer heute als Demokraten der ersten Stunde. Dabei sind einige Forderungen der 48er Revolutionäre in unserer Zeit genauso aktuell. Damals wie heute drücken Abgaben und Steuern, fühlt sich der Bürger durch eine unkontrollierbare Bürokratie drangsaliert, durch Re-gierung, Polizei und Justiz nicht mehr vertreten und geschützt. Einst wie heute breitet sich Armut aus, herrscht Arbeitslosigkeit, obwohl die Industrie dicke Gewinne einstreicht.
 

Die Gründung des Leher Schützen Vereins

Über die eigentlich Gründung lassen wir Rudolf Döscher berichten, der anläßlich des 50-jährigen Jubiläums 1898 diese wie folgt beschrieb:

Es traten im Grotrian’schen Gasthause (Hotel „Cambridge“)18 Herren zusammen, um einen Schützenverein zu gründen, der in Lehe jeden feindlichen Überfall vorbeugen und den Flecken vor jede Gefahr beschützen wollte. Es waren die Herren Landwirth von Schnehen  Joh. Allers  Dr. jur. Mein  Grotrian  A. Mengers  Amtsvoigt Fedden  C. Sonntag H. Sonntag  Dr. jur. Joppert  Dr. med. Henrici  Spanhoff  Sandkuhl J. Wicht  H. Wicht  Meyerholtz  Hannecke  Amme  und Steinmeyer die den Grund legten zur Gründung des Leher Schützenvereins, die zum Schutz und Trutz der Heimath sich in dem Gebrauche der Schußwaffe soldatisch ausbilden wollten. In der darauf folgenden constituierenden Versammlung Mitte April 1848 traten die obigen 18 Herren den aufgestellten Satzungen bei und gründeten damit den Schützenverein. Zum Hauptmann wurde Landwirth von Schnehen, zum Lieutnant Joh. Allers, zum Adjutanten Dr jur. Mein und zu Oberjägern Dr. jur. Joppert und H. Sonntag gewählt.

Gleich nach der Gründung des Vereins trat Herr Mandatar W. Lorenz in den Verein. Als Abzeichen erhielt der Hauptmann gelbe Schnüren und die übrigen Chargierten weiße Schnüre. Die Uniform bestand aus dunkler Hose, dunkelgrüner Blousenrock und dunkelgrüner Mütze mit schwarz – rot – goldener Cokarde und platten Deckel.

Nach der Gründung versuchte der Hauptmann der Schützenkompagnie etwas militärischen Schliff beizubringen, wovon die meisten Schützen ja keine Ahnung hatten. Die Uebungen waren interessant. Mit dicken Knütteln bewaffnet, wurden in der Spanhoff’schen Scheune oder im Grotian’s Garten die Marschregeln eingeübt. Die Knüttelübung mußt deshalb geschehen, weil nur 3 Schützen im Besitze von Gewehren waren. Einige Schützen kauften sich später alte Gewehre. Aber, was waren das für Knarren? Die Feuersteinpüster von Anno Toback waren dagegen noch Musterbüchsen. In den meisten Fällen versagten die alten verrosteten Püster den Schuß, und bei nasser, feuchter Witterung gingen die Dinger überhaupt nicht los. Ein Schlossermeister stellte die Gewehre nach gründlicher Prüfung dann doch schußfertig her.

Die ersten Schützenfeste

Über die entscheidenden Jahre 1848/49 berichtet der Chronist Rudolf Döscher folgendes:
Die Leher Schützen hatten recht frühzeitig das mittelalterliche Schützentum wieder aufgenommen, denn ein Schützenfest sollte bereits kurz nach der Gründung gefeiert werden. Bevor das Schützenfest stattfand mußte noch eine Fahne angeschafft werden, denn der Marsch nach Speckenbüttel erschien den Schützenbrüdern doch gar zu lumpig. Aber zur Anschaffung einer Fahne gehört Geld und letzteres war eben das wenigste was der Verein besaß. Doch hier zeigte sich die Opferwilligkeit dreier Männer. Hauptmann v. Schnehen, Grotrian und Sandkuhl ließen die 48er Fahne auf eigene Kosten anfertigen und schenkten dieselbe dann dem Verein. Zum Fähnrich wurde Grotrian gewählt., der bis zu seinem Tode 1851 dieses Amt gewissenhaft ausführte.

Das erste Schützenfest sollte am Pfingstfeste abgehalten werden, es gingen auch alle Vorbereitungen den besten Gang, aber was die Hauptsache war, der Schießstand fehlte noch. Die Fleckensverwaltung wollte das Speckenbütteler Gelände nicht zum Schützenfest hergeben, weil die Holzung zu klein und die Schießgefahr für die im Felde arbeitenden, damals wegen der zu geringen Holzanpflanzung und sonst fehlenden Schutzvorrichtungen, zu groß war. Eine Schützendeputation begab sich zum Fleckenvorsteher, um die Schießerlaubnis in Speckenbüttel zu erwirken, was rundweg abgelehnt wurde. Erst als Schütze A. Mengers erklärte, hinter dem Doppeladler ein 8 Quadratfuß großes Haarkissen zum Auffangen der Kugeln anzubringen, wurde das Schießen genehmigt. Schütze A. Mengers ließ nun auf seine Kosten das Kissen anfertigen und als der Adler auf hoher Distanz aufgestellt war, brachte man etwa 3 Fuß hinter demselben, an zwei hohen Stangen befestigt, das Haarkissen an. Am zweiten Sonntag nach Pfingsten fand nach den vielen Zurüstungen das Schützenfest statt. Die Schützenmannschaft hatte sich inzwischen aus Bremerhavener und Geestendorfer Herren auf 35 Mann verstärkt. Auch traf die Fahne noch rechtzeitig ein.

Das größte Gaudium bereitete den Festtheilnehmern das Haarkissen, denn die Treffsicherheit der alten Gewehre versagt sehr häufig und die Kugeln schlugen unter ein eigenartiges Geräusch in das Haarkissen, was dieses jedesmal in urkomische Schwingungen versetzte. Wegen der damaligen Primitivität des Speckenbütteler Gehölzes konnte auch der Schießstand nur mangelhaft hergestellt werden. Der Doppeladler mußte aus freier Handanlage heruntergeschossen werden und er kam – wenn auch sehr langsam – Stück für Stück herunter. Auf zwei Tagen war das Schießvergnügen angesetzt, da aber der Adler noch nicht ganz erlegt war, mußte der dritte Tag zugenommen werden, um ihm den Rest zu geben. Den Königsschuß gab Herr Sonntag ab, der darauf von den Ehrendamen festlich gekrönt wurde.  Der moorige Boden war durch  Regen in Morast verwandelt. Um das Scheibenschießen zu ermöglichen, wurden Bretter zusammengenagelt, diese auf dem Morast ausgebreitet, um dadurch einen sicheren Stand beim Schießen zu bekommen. Die Scheiben waren im freien Felde aufgestellt und hinter den Scheiben war als Schutzvorrichtung ein Wall aufgeworfen. Als Königsgewinn wurde, um den Schützen die Anschaffung von Büchsen zu erleichtern, Gewehre gestiftet.

Da die Tanzbetheiligung im Früsmer’schen Zelte seitens der Mitbürger nur gering war, wurde beschlossen, dasselbe beim nächsten Schützenfeste im Flecken abzuhalten. Vom Flecken aus wollten die Schützen nach Speckenbüttel marschieren und nach dem Schießen zurück in das festlich geschmückte Lehe. Da aber der Weg nach Speckenbüttel zur Regenzeit unpassierbar war, so hatte das Marschieren seine großen Schwierigkeiten. Von der Wurster Str. führte ein einspuriger Fahrweg nach Speckenbüttel, dieser mußte breiter angelegt und mit einem mit Sand bestreuten Fußweg versehen werden. Die Schützen wandten sich um Beihülfe an die Fleckensverwaltung, die aber in ihrer conservativen Weise den Schützen sagen ließ: „wenn die Schützen der Weg nach Speckenbüttel nicht gut genug sei, dann möchten sie ihn aus eigenen Mitteln nach Angabe des Vorstehers breiter anlegen“ Das war hart- Die Schützen hatten für Speckenbüttel schon so viel Geld aus ihrer Tasche für Holzanpflanzungen, Promenadenwege und Errichtung von Sitzplätzen herge-geben, um die Schützenfestbesucher es im Holze gemüthlich zu machen; denn bis dahin hatte Speckenbüttel nur aus wenigen Bäumen mit moorigen unpassierbaren Untergrund bestanden. Der Schützenverein ist daher der eigentliche Gründer und Förderer des Speckenbüttler Holzes.

Ueber die Wegebauangelegenheit ließ Hauptmann von Schnehen eine Schützenversammlung ansetzen, worin sich der opferfreudige Geist der Schützen im schönsten Lichte zeigte. Die Schützen zeichneten freiwillig so viel Geld, als die Verbreiterung des Weges bedurfte Die Arbeiten wurden sofort begonnen und noch zum Schützenfeste fertig gestellt. Frohen Muthes zogen die braven Schützen 1849 am Sonntag nach der Nachmittagskirche aus, und da das Wetter günstig war, begleiteten viele Festtheilnehmer den Zug. Letztere mußten beim Eintritt in den Schützenanlagen ein Entree zahlen, Herren 3 Groschen, Damen 2 Groschen; daß das Entree gern bezahlt wurde, bewies die große auf den Festplatze erschienene Menschenmenge.

Nach Beendigung des Schießens stellten sich die Schützen zum Zuge auf und marschierten unter den Klängen heiterer Marschmusik nach Lehe, wo im Vereinslokale bis zum Morgengrauen getanzt wurde. Wüst waren die Köpfe als am Morgen zum Sammeln geblasen wurde, trotz der fidelsten Marschweisen wollte das Marschieren nicht klappen und das Schießen erst recht nicht. Erst als um  1 Uhr im Früsmer’schen Zelte das Mittagsmahl verzehrt war, ging das Schießen flott vonstatten

Als am Dienstag der Königsschuß fiel, der König von den Ehrendamen gekrönt und die Schützen mit Laubgewinde geschmückt nach Lehe marschierten, wurden sie beim Blinkkamp an der Wurster Straße von den Fleckensbürgern aufgehalten. Die Schützen lagerten sich und tranken mit der größten Gemüthsruhe das gespendete Freibier. Erstaunten aber nicht wenig, als wie auf einem Wink sämmtliche Häuser im Flecken illuminiert waren. Mit großem Jubel und im herrlichen Lichterglanze zogen die Schützen in Lehe ein. Im Vereinslokal wurde Table d’hote gespeist, wobei die Ehrendamen bedienten und die beiden Töchter des Hauptmanns den Wein kredenzten. Nach Aufhebung der Tafel begann der Tanz, der wiederum bis zum frühen Morgen anhielt.

 Das Leinwandzelt der Wwe. Früsmers gewährte den Schützen bei Sturm und Regen in der kälteren Jahreszeit keinen genügenden Schutz, die Schützen wollten daher gern eine eigene hölzerne Schützenbude erbauen, wozu, wie immer, den Schützen das Geld fehlte. Aber es ist ja bekannt, was die Schützen wollen, erreichen sie. Hauptmann von Schnehen und die Schützen durch und durch erklärten in einer Generalversammlung, eine hölzerne Bude aus eigenen Mitteln bauen zu lassen. Dies geschah! Als er nach der Fertigstellung die Rechnung einforderte, machte er anfangs große Augen, weil er 400 Thaler zu bezahlen hatte, fand sich aber bald daran, und meinte: „dat is woll en beten rieklich veel, aber, dat is jo or vor denn Schützenverein, wo ick vor leben und starben do.“

Leider zeigte sich die hölzerne Schützenbude nicht als wetterfest. Bei einem heftigen Sturme mußte sie von innen und außen mit hölzernen Pfeilern gestützt werden. Da aber der Sturm zu einem Orkan ausartete, halfen die Stützen nichts, das ganze Gebäude krachte zusammen, wodurch die Bretterwände gänzlich zertrümmert wurden. Den Schützen blieb nun nichts anderes übrig als ein festes, starkes Gebäude erbauen zu lassen., wozu, um Gelder flüssig zu machen, Actien ausgegeben wurden. Den größten Theil der Actien übernahmen die Schützen selbst. Zinsen wurden dafür nicht bezahlt. Die Rückzahlung geschah durch Auslosung nach den jährlichen Ueberschüssen.

Am 20.Juni 1854 unterzeichneten 17 Schützen die „Statuten für die Actionäre des im Specken-Büttel zu erbauenden Schützenhauses“. Die Unterzeichner beschlossen, daß die Kosten für den Bau durch unterzubringende Actien á 50 Taler bestritten werden. Die Einzahlung der Aktien erfolgte in vierteljährlichen Raten ab 1. Juli 1854. Die Verzinsung wurde auf zwei Taler pro Jahr und Aktie ab 1855 festgelegt.

 

Statuten für die Actionäre des in Specken = Büttel zu erbauenden Schützenhauses

 § 1

Die hier unterzeichneten haben beschlossen ein Schützenhaus in Specken =Büttleler Holze bauen zu lassen und lassen folgende unter sich beschlossene Bestimmungen gelten.

 § 2

Die Kosten des Baues werden durch unterzubringende Actien á 50 Thaler bestritten. Die Einzahlung der Actien geschieht vierteljährlich und zwar die Ersten 12 1/2 Thaler werden am 1ten July d.J. eingezahlt, die Zweiten am 1ten October d.J., die Dritten  am 1ten Januar k.J. und die Letzten am 1ten April k.J. Der zeitige Rechnungsführer muß bei  jeder Einzahlung eine Quittung über das Erhaltene ausstellen. Die Quittungen sind jedoch bei der letzten  Einzahlung zurückzugeben, wofür eine gedruckte Actie abgegeben wird,

 § 3

Am 1 ten April 1855 werden für jede Actie 2 Thaler Zinsen p. Jahr bezahlt und müssen die Zinsen spätestens im July jeden Jahres ausbezahlt werden.

 § 4

Nach Abzug der Kosten und Zinsen wird die Einnahme, welche aus der Pacht des Hauses und der eingenommenen Entre=Gelder besteht, insofern letzter von den Actionären gehoben werden alljährlich und zwar spätestens 2 Wochen nach dem Schützenfest zur Rückzahlung von Actien verwandt.

 § 5

Wieviel Actien es zurückgezahlt werden können, werden ausgeloost. Derjenige Actionär , welcher seinen Einschuß nebst Zinsen auf diese Weise zurück erhalten, behält volles Recht an das Gebäude, Inventar etc. Sollte indeß der Fall eintreten, daß das Haus weggenommen oder verkauft werden müsse, bevor alle Actionäre ihren Einschuß zurück erhalten, so gehen diejenigen Actionäre welche  noch nicht ihre Einzahlung zurück erhalten den anderen vor, welche auch noch das Mehrerhaltene zurückzahlen müssen

 § 6

Dividenden werden nicht eher bezahlt, als bis sämtliche Lasten welche  auf das Haus etc. ruhen getilgt sind.

 § 7

Die Actionäre wählen unter sich alle Jahr einen Ausschuß, der die laufenden Geschäfte besorgt, bestehend aus 3 Personen, der Ausschuß aus sich den Rechnungsführer

Kein Actionär kann sich weigern diesen ehren Posten anzunehmen.

 § 8

Diese Statuten können nur geändert werden, wenn wenigstens 2/3 der Actionäre  dafür stimmen, und hat jede Actie eine Stimme

 Lehe den 20ten July 1854

Otto H. Weber, Dr Joppert, A, Wollers, Dr. Meyn, Joh. J. Schnell, Döscher, C. Hundemann, Joh. Allers, B:l. Graetsch. Gebrüder Mengers, Joh. Diedr. Brandt, Schwertfeger, J. Weber, v. Schnehen, Dr. Henrici

 Im August des selben Jahres schlossen die gewählten Vertreter der Aktiengesellschaft mit der Fleckensverwaltung Lehe einen Pachtvertrag.

 

 Pachtcontract

Zwischen dem Flecken Lehe und Names desselben deren Vertreter H. Spanholz et. Consorten als Verpächter einer und dann von der behuf Erbauung eines Hauses in Speckenbütteler Holze zusammen getretene Actiengesellschaft erwählten Ausschusse  H.O. Weber, Döscher und Dr. Joppert als Pächter anderer Seits ist wohlbedächtig und nach reiflichen Überlegungen der nachfolgende Pachtcontract verabredet und abgeschlossen worden.

 § 1

Der Flecken Lehe verpachtet und überläßt dem aus der hiesigen Schützengesellschaft zum Zwecke der Erbauung eines Hauses im Speckenbütteler Holze zusammengetretenen Actionären H.O. Weber und Genossen im Speckenbütteler Holze, da wo früher das Königszelt gestanden hat, einen Platz von Einhundert Fuß lang und fünf und siebzig Fuß breit, und räumt denselben die Berugnis ein, auf diesem Platze ein festes Haus zu erbauen.

 $ 2

Die Actionäre H.O. Weber und Genossen bezahlen dem Flecken alljährlich um Martini und zwar Martini 1855 zum ersten Mal fällig für die pachtweise Überlassung des in dem vorhergehenden § benannten Grundtücke an Pacht die Summe von zwei Thaler

 § 3

Eine Kündigung dieses Contracts von Seiten des Flecken Lehe darf nur dann vorgenommen werden, wenn derselben den genannten Platz anderweiten Zwecken als den der Verpachtung nothwendig verwenden zu müssen genöthigt sein sollte.

 § 4

Sollte der fraglich Platz jedoch vom Flecken Lehe demnächst einmal verkauft werden, so räumt er den Pächtern das Vorzugsrecht ein.

 § 5

Wir Actionäre H.O. Weber und Consorten machen sich verbindlich für allen Schaden, welcher dem Holze in Speckenbüttel durch die Pächter des zu erbauenden Hauses etwa erwachsen könnte, aufzukommen und solchen unweigerlich zu ersetzen.

 § 6

Die Contrahenten entsagen endlich allen ihren gegen diesen Contract irgend zu Statten kommenden Einreden als namentlich denen der Furcht der List des Betruges die Sache sei anders verabredet als niedergeschrieben, der Verletzung über oder unter der Hälfte, der Regel, daß ein allgemeiner Verzicht nicht gelte wenn kein besonders vorhergegangen und so haben diesen Contract in duplo anfertigen lassen und eigenhändig  vollzogen.

 So geschehen zu Lehe, den 31ten Aug. 1854

Schon kurze Zeit später, im Juli 1859, erreichte die Mitgliederzahl 105 Schützen und ein weiterer Zuwachs wurde erwartet. Ende 1859 trug auch die Fleckensverwaltung dem regen Interesse, das dem Schützenverein entgegengebracht wurde, Rechnung und stellte eine namhafte Geldsumme für Anpflanzungen  im Speckenbütteler Holz zur Verfügung. Unter der Leitung des Gärtners Brinkmann wurden die Arbeiten sofort aufgenommen. Mehrere neue Anlagen und Gruppierungen sollten entstehen, sämtliche Wege erweitert und erhöht werden. Nicht nur die Leher Schützen mit ihren Pferdegespannen, sondern auch viele Fleckensbewohner legten selbst mit Hand an und stellten nicht selten Bäume, Büsche und Blumen zur Verfügung, so daß im Sommer des nächsten Jahres ein sehr angenehmer Belustigungsort entstehen wird.

Rechtzeitig zum Schützenfest 1860 ist auch der Fußweg von der Wurster Chaussee zum Speckenbütteler Holze bedeutend erhöht und mit Sand bedeckt worden, so daß man auch bei Regen trockenen Fußes zum Schützenplatz gelangt.

Die Leher Provinzial-Zeitung berichtete, daß dieses Schützenfest besonders gut verlief. Hervorgehoben wurde die gute Geselligkeit bei den Leher Schützen und die gute Restauration des Schützenhauswirtes. Auch eine Vergrößerung des Schützenhauses steht in Aussicht. Lediglich die Leistungen des Orchesters gefielen nicht. Die „Schwiefert’sche Capelle“ konnte weder beim Konzert noch beim Tanz überzeugen. Es soll sogar Tanzpaare gegeben haben, die ihren Unmut äußerten und die Tanzfläche verließen.

Der Schützenhof im Speckenbütteler Holze 1860, In Speckenbüttel wurde schon seit 1835 das Leher Schützenfest gefeiert; 1854 entstand im Gehölz das Schützenhaus, eine ländliche Gastwirtschaft. Hier wurde seit 1880 der Stadtpark angelegt.

Das Leinwandzelt der Wwe. Früsmers gewährte den Schützen bei Sturm und Regen in der kälteren Jahreszeit keinen genügenden Schutz, die Schützen wollten daher gern eine eigene hölzerne Schützenbude erbauen, wozu, wie immer, den Schützen das Geld fehlte. Aber es ist ja bekannt, was die Schützen wollen, erreichen sie. Hauptmann von Schnehen und die Schützen durch und durch erklärten in einer Generalversammlung, eine hölzerne Bude aus eigenen Mitteln bauen zu lassen. Dies geschah! Als er nach der Fertigstellung die Rechnung einforderte, machte er anfangs große Augen, weil er 400 Thaler zu bezahlen hatte, fand sich aber bald daran, und meinte: „dat is woll en beten rieklich veel, aber, dat is jo or vor denn Schützenverein, wo ick vor leben und starben do.“

Leider zeigte sich die hölzerne Schützenbude nicht als wetterfest. Bei einem heftigen Sturme mußte sie von innen und außen mit hölzernen Pfeilern gestützt werden. Da aber der Sturm zu einem Orkan ausartete, halfen die Stützen nichts, das ganze Gebäude krachte zusammen, wodurch die Bretterwände gänzlich zertrümmert wurden. Den Schützen blieb nun nichts anderes übrig als ein festes, starkes Gebäude erbauen zu lassen., wozu, um Gelder flüssig zu machen, Actien ausgegeben wurden. Den größten Theil der Actien übernahmen die Schützen selbst. Zinsen wurden dafür nicht bezahlt. Die Rückzahlung geschah durch Ausloosung nach den jährlichen Ueberschüssen.

Als Mitte der fünfziger Jahre Hauptmann von Schnehen von Lehe nach Holte übersiedelte, wollten die Schützen ihn nicht von seinem Hauptmanns-posten entbinden. Er blieb Schützenhauptmann und kam zu den Schützenfesten, jedesmal auf einen Schimmel reitend nach Lehe, wo er von der Schützenkompagnie bei der alten Franzosenbrücke mit großem Jubel in Empfang genommen wurde.

Schon kurze Zeit später, im Juli 1859, erreichte die Mitgliederzahl 105 Schützen und ein weiterer Zuwachs wurde erwartet. Ende 1859 trug auch die Fleckensverwaltung dem regen Interesse, das dem Schützenverein entgegengebracht wurde, Rechnung und stellte eine namhafte Geldsumme für Anpflanzungen  im Speckenbütteler Holz zur Verfügung. Unter der Leitung des Gärtners Brinkmann wurden die Arbeiten sofort aufgenommen. Mehrere neue Anlagen und Gruppierungen sollten entstehen, sämtliche Wege erweitert und erhöht werden. Nicht nur die Leher Schützen mit ihren Pferde-gespannen, sondern auch viele Fleckensbewohner legten selbst mit Hand an und stellten nicht selten Bäume, Büsche und Blumen zur Verfügung, so daß im Sommer des nächsten Jahres ein sehr angenehmer Belustigungsort entstehen wird. So berichtete die oben schon einmal genannte Provinzial-Zeitung.

Rechtzeitig zum Schützenfest 1860 ist auch der Fußweg von der Wurster Chaussee zum Speckenbütteler Holze bedeutend erhöht und mit Sand bedeckt worden, so daß man auch bei Regen trockenen Fußes zum Schützenplatz gelangt.

Die Leher Provinzial-Zeitung berichtete, daß dieses Schützenfest besonders gut verlief. Hervorgehoben wurde die gute Geselligkeit bei den Leher Schützen und die gute Restauration des Schützenhauswirtes. Auch eine Vergrößerung des Schützenhauses steht in Aussicht. Lediglich die Leistungen des Orchesters gefielen nicht. Die „Schwiefert’sche Capelle“ konnte weder beim Konzert noch beim Tanz überzeugen. Es soll sogar Tanzpaare gegeben haben, die ihren Unmut äußerten und die Tanzfläche verließen.

Das Leinwandzelt der Wwe. Früsmers gewährte den Schützen bei Sturm und Regen in der kälteren Jahreszeit keinen genügenden Schutz, die Schützen wollten daher gern eine eigene hölzerne Schützenbude erbauen, wozu, wie immer, den Schützen das Geld fehlte. Aber es ist ja bekannt, was die Schützen wollen, erreichen sie. Hauptmann von Schnehen und die Schützen durch und durch erklärten in einer Generalversammlung, eine hölzerne Bude aus eigenen Mitteln bauen zu lassen. Dies geschah! Als er nach der Fertigstellung die Rechnung einforderte, machte er anfangs große Augen, weil er 400 Thaler zu bezahlen hatte, fand sich aber bald daran, und meinte: „dat is woll en beten rieklich veel, aber, dat is jo or vor denn Schützenverein, wo ick vor leben und starben do.“

Leider zeigte sich die hölzerne Schützenbude nicht als wetterfest. Bei einem heftigen Sturme mußte sie von innen und außen mit hölzernen Pfeilern gestützt werden. Da aber der Sturm zu einem Orkan ausartete, halfen die Stützen nichts, das ganze Gebäude krachte zusammen, wodurch die Bretterwände gänzlich zertrümmert wurden. Den Schützen blieb nun nichts anderes übrig als ein festes, starkes Gebäude erbauen zu lassen., wozu, um Gelder flüssig zu machen, Actien ausgegeben wurden. Den größten Theil der Actien übernahmen die Schützen selbst. Zinsen wurden dafür nicht bezahlt. Die Rückzahlung geschah durch Auslosung nach den jährlichen Ueberschüssen.

Rechtzeitig zum Schützenfest 1860 ist auch der Fußweg von der Wurster Chaussee zum Speckenbütteler Holze bedeutend erhöht und mit Sand bedeckt worden, so daß man auch bei Regen trockenen Fußes zum Schützenplatz gelangt.

In der Generalversammlung hat der Gastwirt Helmerking die Schützenhauswirtschaft für das Jahr 1860 gepachtet. Die Musik ist ebenfalls für das ganze Jahr Herrn Schwiefert aus Bremerhaven übertragen. Der Verein zählt inzwischen 130 Mitglieder und wächst von Tag zu Tag. Für das anstehende Schützenfest beabsichtigt der Vorstand Omnibusfahrten zwischen Bremerhaven, Lehe und Speckenbüttel und zurück einzurichten. Beauftragt wurde hiermit Herr Volkmann aus Bederkesa. Seine „bequem eingerichteten“ Wagen hielt er in Bremerhaven bei Herrn Knieling für 7 ½ Ngr. und in Lehe bei den Gastwirten Scheper und Meyer für 5 Ngr. bereit.

Am Sonntag, den 17 Juni 1860 versammelten sich die Schützen vor dem Hause des Herrn Hauptmann Allers. Von dort marschierte man um 3 Uhr nachmittags durch die festlich geschmückten Straßen zum Schützenhof in Speckenbüttel. Bald nach ihrer Ankunft begannen die Schützen ihr Werk. Es wurde gut geschossen, so daß man befürchtete, daß für den nächsten Tag nichts übrig bleiben würde, aber was doch geschah. Am nächsten Tag marschierten die Schützen morgens um 10 Uhr vom Haus des Hauptmanns wieder nach Speckenbüttel, wo nach kurzer Rast das Schießen auf den Vogel und die Scheiben fortgesetzt wurde. Gegen Mittag unterbrachen die Schützen ihr Werk um mit Leher Beamten und dem Ortsvorsteher das Mittagessen einzunehmen.

Der Sekretär und Adjutant Bötjer brachte zunächst Sr. Majestät, dem allergnädigsten König ein Hoch und begrüßte dann die Gäste. Herr Amtsrichter  Couring bedankte sich für die Einladung und wünschte dem Verein alles Gute für die Zukunft. Herr Leutnant Henken gedachte passend der „Waterloo-Feier“  und brachte den anwesenden Veteranen Herrn Apotheker Kindervater und Pensionär Müller ein Hoch. Nach aufgehobener Tafel, mit der die etwa 90 Gäste sehr zufrieden waren, wurde mit Musikbegleitung durch das Speckenbütteler Holz marschiert. Um 4 Uhr setzten die Schützen ihr Vogelschießen fort. Herr Sekretär Bötjer schoß den Rumpf des Vogels herunter und wurde unter großem Jubel und zur Freude seiner Mitschützen zum König proklamiert. Der Sieger hielt ungefähr folgende Rede: „Verehrte Anwesende, teure Schützenbrüder! Gestern und heute begingen wir hier in deutscher Weise unser Schützenfest. Wir waren froh und freuten uns, andere so zu sehen. Hierauf wurde dem Sieger der Königsgewinn überreicht, und als er mit einem silbernen Adler dekoriert worden war, wurde ihm von den Anwesenden ein dreifaches „Hoch“ gebracht.

Die Leher Provinzial-Zeitung berichtete, daß dieses Schützenfest besonders gut verlief. Hervorgehoben wurde die gute Geselligkeit bei den Leher Schützen und die gute Restauration des Schützenhauswirtes. Auch eine Vergrößerung des Schützenhauses steht in Aussicht. Lediglich die Leistungen des Orchesters gefielen nicht. Die „Schwiefert’sche Capelle“ konnte weder beim Konzert noch beim Tanz überzeugen. Es soll sogar Tanzpaare gegeben haben, die ihren Unmut äußerten und die Tanzfläche verließen.